Bist du Computerspielsüchtig?

Wie viele Stunden hast du letzte Woche mit spielen verbracht? Am Computer oder auf der Konsole? Bist du vielleicht auch mal nicht ans Telefon gegangen, als Mutti angerufen hat, weil du gerade mitten im Match warst? Oder erinnerst du dich, dass ihr 1-2 Abende wieder zu lang gemacht habt, und dein Schlafrhythmus ein wenig durcheinander gekommen ist? Mehrmals? Wenn du viel spielst, hast du dann auch schon mal vergessen zu essen? Oder dir danach nur schnell ne Pizza bestellt? Und, unter uns, hast du nicht öfter mal Sport ausfallen lassen, weil das Spielen einfach viel schöner war und rausgehen einfach nur Meh?

Du hast zu viele dieser Fragen mit ja beantwortet? Herzlichen Glückwunsch, du bist vielleicht Computerspielsüchtig!

Wir schreiben das Jahr 2018 – während wir alle mit Computerspielen aufgewachsen sind und uns die Nächte mit zocken um die Ohren geschlagen haben, ist die Weltgesundheitsorganisation jetzt auch an dem Punkt angekommen Computerspielsucht mit in ihren Katalog aufzunehmen.

Im ersten Moment klingt das gut, denn Computerspielsucht (neben Handysucht und diese neumodischen Erscheinungen) ist ein immer stärker auftretendes Problem. Viele Jugendliche, junge Erwachsene und die, die ihr älter werden nicht mitbekommen haben, verbringen bei Zeiten viel zu viel Zeit vor dem Pc und der Konsole. Ab wann ist das eigentlich kritisch? Was ist normal, und wo fängt die Sucht an? Und vielleicht ist das doch alles nur ein Hobby?

Bei der Diskussion um diese Entscheidung gibt es gerade ganz unterschiedliche Stimmen. Während Beauftragte und Verantwortliche die Entwicklung mit kritischen Augen betrachten, sind Psychologen und Suchtbeauftragte erleichtert. Zum einen wird befürchtet, dass ausgiebiges Spielen zu schnell in eine Kategorie gesteckt werden könnte und man als “krank” eingestuft wird, während die andere Seite sagt, endlich können wir Betroffenen leichter helfen.

Die Weltgesundheitsorganisation hat im Rahmen der Anerkennung der Computerspielsucht auch Kriterien genannt, die erfüllt sein müssen:

1.) Familie und Freunde werden vernachlässigt.

2.) Es gibt keinen normalen Schlafrhythmus mehr.

3.) Aufgrund des ständigen Spielens wird die Ernährung vernachlässigt.

4.) Bisherige sportliche Aktivitäten (oder ähnliches) fallen aus.

5.) Der Betroffene spielt, obwohl er eigentlich keinen Spaß mehr hat.

Während es gut ist, dass es solche Kriterien gibt, ist es zeitgleich auch schwierig diese genau zu definieren. Ein Jugendlicher wechselt vielleicht seinen Freundeskreis oder kapselt sich von den Eltern ab (ganz normal in diesem Alter), aber er spielt auch oft Computerspiele. Hier wäre der erste Punkt schon erfüllt, obwohl der Jugendliche vielleicht gerade nur eine Phase durchlebt und nicht einmal gefährdet ist. Doch nicht nur die Einstufung ab wann eine Computerspielsucht wirklich gegeben ist, ist aktuell noch schwierig, auch die Therapiemöglichkeiten stecken in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Es gibt wenige Psychologen die auf diesem Feld ausreichend Erfahrung haben, noch is unklar, wohin der Weg mit den Betroffenen gehen soll. Jedoch wird es für diejenigen die dringend Hilfe benötigen nun einfacher, eine Therapie und Behandlung einzufordern.

Ein paar Zahlen vom Verband der deutschen Games-Branche Game:

In Deutschland spielen rund 34,1 Millionen Menschen Computer- und Videospiele. Dazu gehören alle Altersklassen und insgesamt sind das etwas weniger als 50% der deutschen Bevölkerung. Der Anteil an Frauen und Männern ist relativ ausgeglichen. Der Geschäftsführer Felix Falk sagt, er geht davon aus, dass von diesen 34,1 Millionen Menschen in Deutschland ca 1% ein ernstes Problem haben.  1% klingt nicht viel, macht aber in der Summe doch einiges aus. Und ob es wirklich nur 1% ist? Wer weiß das schon. Es ist eine Schätzung. Wenn wir uns aber anschauen, wie viele Stunden manche Menschen tatsächlich in der virtuellen Spielewelt verbringen, bekommt man schnell den Eindruck, dass es mehr als 1% sind.

Und was machen wir jetzt mit diesem Ergebnis? Wir wissen, dass Computerspielsucht ein Problem unserer Gesellschaft ist, und ein Kind hat hier einen Namen bekommen, aber so richtig gelöst ist das alles noch nicht. Die Kriterien werden individuell getestet werden müssen und Hilfe wird möglich für diejenigen, die wirklich ein Problem haben. Die Behandlung sllerdings wird noch große Fragezeichen aufwerfen, und wir werden sehen wohin die Reise geht. Es ist gut, dass dieses Problem ins Bewusstsein gerufen wird und nicht weiter totgeschwiegen wird. Es ist schlecht, dass das alles ja Neuland für uns ist und wir in Büchern nicht nachlesen können, was wir damit jetzt eigentlich machen müssen.

Wie sieht es mit dir aus? Bist du vielleicht Computerspielsüchtig? Oder warst es mal zu einem Zeitpunkt? Und was glaubst du, sagen andere über dein Verhältnis zu Computerspielen?

Sidenote: Bis 1992 war Homosexualität laut der Weltgesundheitsorganisation auch noch eine Krankheit, bis dies endlich aus dem Katalog entfernt wurde.

Genutzte Quellen/Referenzen:

 

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