Kein Gold für Deutschland!

Hartes Training, Taktik, Teammeetings, Turniere, Fans, volle Hallen, Preisgelder, Sieg oder Niederlage – klingt nach einem coolen Sportevent oder? Herzlich willkommen beim Finale von Rocket League, Fifa und NBA2K17!

Es hätte alles so schön sein können – der Koalitionsvertrag unterstützt die Anerkennung von eSports als regulären Sport und Olympia nimmt eSports mit in das Programm auf. Und dann kommt doch alles ganz anders.

Jüngste Umfragen haben ergeben, dass das Vorhaben eSports als Sport offiziell anzuerkennen auf Eis gelegt wurde, dies geht aus einer Umfrage der FDP hervor. Wobei auf Eis gelegt vielleicht falsch ist, denn etwas zu ignorieren, bzw. erst gar nicht zu beachten – obwohl man es ja eigentlich wollte – ist stupide Ignoranz. Die Sportpolitische Sprecherin der FDP, Britta Dassler, ist für eine Auseinandersetzung mit dem Thema und der Aufnahme von eSports als offizielle Sportart, um global wettbewerbsfähig zu bleiben und hier nicht wieder eine Chance in der digitalen Entwicklung zu verpassen. Denn sind wir ehrlich: Das Internet ist Neuland – zumindest in Deutschland fühlt es sich so an. Während andere Länder große eSports Bereiche haben und dort viel mehr auf den digitalen Wandel reagiert wird, schaut Deutschland zu anstatt Vorreiter zu sein. Eine ganze Generation steht in den Startlöchern, um die digitale Revolution voranzutreiben und teil von ihr zu sein, und wird gestoppt von einer Generation die mit dem Gedanken aufwuchs: “Das Internet setzt sich eh nicht durch!”.

Und damit einhergehend ist auch das Thema: “Wird eSports jemals den Weg zu Olympia schaffen?” Und auch hier gibt es aktuell wieder einen Dämpfer, denn Thomas Bach, Präsident des Olympischen Komitees, sagte kürzlich, dass keine Spiele aufgenommen werden, die “Gewalt bewerben oder fördern”. Die Begründung ist, dass diese nicht den olympischen Werten entsprechen. Und tatsächlich finde ich diese Begründung gut! Pcgames.de hat aber weiter nachgefragt, denn auch bei Olympia gibt es Kampfsportarten:

Und auch diese Begründung kann ich nachvollziehen. Auch wenn bei “Killer”-Spielen wie CS:GO, PUBG, und Call of Duty nur virtuelle Figuren sterben, geht es hier klar um den Akt des Tötens.

Die Schlussfolgerung die PCGames allerdings daraus zieht, erschließt sich mir nicht:

Eigentlich haben sie Computerspiele gar nicht komplett ausgeschlossen, sondern nur solche mit Gewalt. Rocket League, Fifa, NBA2k17 .. und viele weitere werden durch die Aussage für mich nicht ausgeschlossen – sie werden nur zu selten thematisiert.

Und hier sehe ich einen Zusammenhang zwischen der Anerkennung als echten Sport und der Aufnahme bei Olympia. Wenn eSports per se nicht als Sportart anerkannt wird, wird es niemals eSport bei Olympia geben. Wenn eSport keine offizielle Sportart wird, weil unsere Politiker die Puls der Zeit wieder nicht erkennen, hängen wir wieder hinterher.

Die große Frage ist: Finden du und ich, dass eSports Sport ist? Ich finde auf professioneller Eben gibt es kaum Unterschiede. Natürlich sitzen die einen vor dem PC/ der Konsole und die anderen sind in der Halle körperlich aktiv, aber auch Schach ist nicht gerade für körperliche Betätigung bekannt.

Das große Problem in meinen Augen sind die Shooter. Mit ihnen steht und fällt eine Entscheidung, ob eSports von der Gesellschaft anerkannt werden wird. Und die Zeit läuft gegen uns. Warum? Ganz einfach: Wir sind die einzige Generation die ohne Handy und Internet geboren ist, und mit diesen Medien aufgewachsen ist, und das digitale Erbe an die nächste Generation weitergibt. Die Generationen vor uns haben mit Handy, Smartphone und Smartwatch nichts am Hut gehabt. Unsere Generation hat diese Gegenstände geprägt und groß gemacht, wir haben die Entwicklung und den Aufbau miterlebt und sind die einzigen die später ihren Enkeln davon berichten können, wie die ersten Handys waren und das Snake auf dem Nokia 3310 der absolut heißeste Scheiß war. Wir sollten bestimmen, wie dieses digitale Erbe aussieht, wie die Zukunft aussieht. Ob wir als Pioniere vorne mitlaufen, oder doch wieder als letzter durchs Ziel laufen.

eSports ist Teil unserer Zukunft und eine Anerkennung als Sport, bzw. als eigener Bereich mit gleicher Förderung wie Sport wäre ein guter Start in die richtige Richtung. Dazu wäre es aber nötig, dass sich die richtigen Leute gemeinsam an einen Tisch setzen und zuhören. Und statt Schubladendenken ein offener Dialog und der Wille eine gemeinsame Lösung zu finden.

Was meinst du? Ist eSport gleichzusetzen mit einer Sportart wie Basketball, Fußball, 10-Kampf, Fechten oder Gewichte heben?

 

Quellen: APNews | PCGames | Giga

Ein Kommentar

  1. Ja klar ist eSport auch ein Sport… auch im olympischen Sinne.

    Das Problem ist aber das Gleiche, wie beim dem Bundeswehrplakat, wenn jemand an Computerspiele denkt, denkt er in erster Linie an Shooter.

    Und das betrifft besonders die ältere Generation, die damit nicht aufgewachsen ist. Der Haken ist aber, dass das die Generation ist, die dafür da ist, um darüber zu entscheiden.

    Aber auch umgekehrt ist dort ein Denkfehler beim Sport. Wenn jemand Sport sagt, meint er meistens Sportarten wo es Hauptsächlich um das Körperliche geht.
    Schach ist zwar nicht olympisch, ist es doch zumindest durch das olympische Komitee als Sport anerkannt. Und ich würde auch mal behaupten, dass bei den Schießwettbewerben sicher auch die körperliche Kondition wichtig ist, aber auch dort sehr viel über den Kopf geht.

    Und wer schon mal ein eSports Turnier aus der Nähe gesehen hat und dort mal ein Blick auf die Tastatur oder den Controller geworfen hat während eines Matches, merkt schnell, wie wichtig auch dort die körperliche Kondition ist, bei dieser extremen Hand/Augen Koordnierung.

    Aber das sich daran etwas ändert, werden wir warten müssen, bis diese Generation, die mit all diesem aufwächst, in der Regierung sitzt und hoffentlich all das bis dahin nicht vergessen hat.

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