Reden ohne Zuschauer
Aller Anfang ist schwer, vor allem wenn man eigentlich total viel Spaß am streamen hat, aber irgendwie nicht weiß was man erzählen soll – vor allem, wenn keiner zuschaut. Solltest du überhaupt dein Pulver verschießen, wenn keiner zuschaut?
Die Antwort ist eigentlich eindeutig: JA! Es gibt einen Tipp den ich ganz zu Beginn einmal bekomme habe, und den ich gerne weitergebe:
Streame jeden Tag als würden 100 oder 1000 Menschen zuschauen!
Stellt euch folgendes vor: Jemand kommt in euren Stream, und sieht euch einfach nur dort sitzen, wie ihr ein Spiel spielt. Keine Regung, keine Stimme, keine Story die erzählt und kein Spiel, das kommentiert wird. Wenn ihr nicht gerade den krassesten Skill zeigt, warum sollte die Person bleiben?
Was wenn jemand zuschaut, oder zwei Personen, die nur lurken. Ja, du hast keinen Gesprächspartner, aber die Lurker freuen sich auch über deine Unterhaltung, deswegen schalten sie ein.
Gib vor allem neuen Zuschauern einen Grund zu bleiben. Und wenn du immer gute Unterhaltung bietest, haben neue Zuschauer auch die Möglichkeit dich kennenzulernen.
Jetzt ist aber die große Frage: Was rede ich denn die ganze Zeit, wenn keiner antwortet? Bei dieser Frage möchte ich heute ein paar Tipps geben (hängt natürlich auch ein bisschen von deinem Content ab).
Beginnen wir mit dem einfacheren Content: Gaming Streams
- Kommentiere das Spiel und was du machst. Genau das habe ich am Anfang gemacht. Ich hatte keine Cam und habe einfach sehr genau meine Gedanken beschrieben und die Leute daran teilhaben lassen, was ich vor habe, gerade mache oder denke. Ich bin in DayZ herum gelaufen und habe Gedanken geteilt wie: “So, ich laufe jetzt diese Route, dann kann ich noch Electro und Cherno looten. In dem einen Haus dahinten findet man oft richtig guten Loot. Auf dem Weg dahin könnten wir noch da nach schauen. Oh, und an der Ecke ist mir mal XY passiert. – Ach guck mal, ein Kompass! Oh, Verbandsmaterial – sehr gut. Das brauche ich immer – viel! Da haben die Entwickler die Werte geändert, früher ging das so, heute so.”
Natürlich habe ich nicht non-stop geredet, aber ich habe versucht wenigstens den Großteil zu kommentieren, sodass auch Lurker unterhalten sind. - Wenn du nicht die Person bist, die frei raus reden kann und es fällt dir schwer das Geschehen zu kommentieren, dann schreib dir eine handvoll Themen auf. Auch das habe ich manchmal gemacht. Meine Lieblingsurlaube, Spiele die ich dieses Jahr noch spielen möchte, Jugendsünden, aktuelle Nachrichten aus der Welt, oder News und Patches zu deinem Spiel. Es gibt da tausend Möglichkeiten. Und da einfach erzählen. Erzähle von deinen Urlauben, wie sie waren, wo, mit wem, wie lange und was du gesehen hast. Wo du noch hin möchtest und und und.
- Suche dir einen Spielpartner: Wenn du einen Mitspieler hast, redest du automatisch. Ihr kommentiert gemeinsam das Spiel, erzählt euch gegenseitig etwas und bleibt im Gespräch.
- Lade Freunde in den Chat ein. Das klingt vielleicht merkwürdig, aber für den Anfang können sie dir helfen ins Reden zu kommen und eine Unterhaltung zu starten. Du weißt welche Jokes du bringen kannst und ihr habt euch immer was zu erzählen. Außerdem sehen neue Zuschauer auch Chat-Aktivität – und ja, dass ist auch interessant.
Der schwierigere Content: Just Chatting!
Warum ist es bei Just Chatting besonders schwierig? Weil es um das miteinander quatschen geht. Wenn keiner oder nur 1 Zuschauer kann sich das Ziehen wie Kaugummi. Hier kommt es definitiv auf deine Redeskills an. Ich persönlich denke, dass ein Just Chatting Stream in dem du vor der Kamera sitzt und nur mit dem Chat reden willst, und darauf wartest, dass jemand rein schneit, keinen Spaß macht – weder dir, noch neuen Zuschauern. Hier geht es darum, was kannst du noch mit Just Chatting machen? Wenn du vor hast Reaction-Streams zu machen, kann das wunderbar funktionieren. Ansonsten empfehle ich nur am Anfang ein kurzes Intro laufen zu lassen und vielleicht nur ein bisschen zu erzählen, wie dein Tag war, was du heute vor hast und dann ins Spiel zu wechseln.
Anderer Content: Kochen, Malen, Zeichnen, IRL, Handwerk
Hier sehe ich es relativ einfach: Erzähle was du machst. Kommentiere deine Schritte, deine Ideen dahinter und was das Ziel ist!
Kochen: Welche Rezepte hast du warum ausgesucht? Worauf achtest du? Wie sieht dein Essensplan aus? Verzichtest du auf etwas in der Ernährung? Warum kochst du gerne? Erkläre wie man das Gericht zubereitet, oder wo das Gericht herkommt.
Malen/Zeichnen: Erkläre die Technik die du anwendest, und den Grund für die Zeichnung. Woher kommt deine Inspiration? Welchen Stil bevorzugst du? Wie gehst du bei deiner Zeichnung vor – welche Reihenfolge wählst du? Was für Material verwendest du?
IRL/Handwerk: Zeige, beschreibe, erkläre. Die Leute sehen gerne Dinge von zu Hause und schauen auch gerne beim basteln zu. Erkläre was du machst, wo du bist, was du siehst, erzähle etwas über die Stadt oder den Park. Wenn du schraubst, erkläre welche Werkzeuge du nimmst, was du baust und wieso das so gemacht werden musst.
Es gibt viele Dinge, die du dir zurecht legen kannst, um dir selbst zu helfen. Wichtig ist, dass du einen Weg findest, mit dem du dich wohl fühlst. Gerade am Anfang kannst du super viel ausprobieren. Versuche den einen Tag das, und am nächsten einen anderen Ansatz. Wenn du dir nicht sicher bist, wie das Ganze wirkt, schau dir dein VOD an. Guck dir deinen eigenen Stream an und überlege, ob es dich unterhalten würde. Außerdem findest du so andere Dinge die dich vielleicht stören (Nebengeräusche, Tastaturanschläge, merkwürdiger Gesichtsausdruck, etc) und die du besser machen möchtest. Schaue auch in anderen Streams und versuche zu analysieren was dir gut gefällt und mache dein eigenes Ding daraus. Das heißt nicht, dass du kopieren und jemanden nachmachen sollst, aber oft gibt es kleine Dinge in anderen Streams, bei denen man sich Inspiration holen kann, und die man dann für sich und seinen Stream anpassen und umwandeln kann.
Einige Streamer haben die Zuschauerliste offen und sprechen neue Zuschauer direkt an, wenn sie in der Liste sind – bitte nein. Einfach nein. Was nett, höflich und aufmerksam für dich wirkt, ist aber ein ausrufen im Supermarkt. Stell dir vor du kommst in einen Supermarkt und über den Lautsprecher kommt eine Durchsage: “Hallo Herr XY, schön sie heute wieder hier zu sehen! Sie sind früh dran heute.” Neue Zuschauer möchten meist erst einmal schauen, was du machst und wie du bist. Diejenigen die gesprächiger sind, werden relativ zügig mit einer Frage auf dich zukommen – und hier ist es wichtig einzusteigen. Behalte den Chat im Auge und gehe auf die Fragen ein. Stelle Fragen: Hey, magst du das Spiel auch? Wie weit bist du schon? Hast du Tipps für mich? Binde die Leute mit ein – emotional oder mit Humor.
Wenn dich die Anzeige “0 Zuschauer” unter Druck setzt, mach sie einfach aus. Für viele Menschen ist das schwierig zu ertragen und sie bekommen schlechte Laune. Aber ist das der Eindruck den du neuen Zuschauern vermitteln willst? Streamst du für die Zuschauerzahl oder weil du Spaß haben willst? Wenn du nicht weißt, wie viele dir zuschauen, kannst du entspannt dein Programm durchziehen!
Hast du einen eigenen Weg gefunden mit dem Problem umzugehen? Wie hast du angefangen? Wenn du weitere Tipps hast, schreib sie gerne in den Kommentaren!
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