Twitch Richtlinien für gesponsorte Inhalte

Dienstag Abend, die Sonne scheint, alles könnte so schön sein, hätte Twitch da nicht ein paar Knöpfe gedrückt! Das Twitch am Kuchen immer mitverdienen möchte ist allen bekannt, mit einem Update zu den Richtlinien für gesponsorte Inhalte haben sie jetzt aber für einen großen Aufschrei und Entrüstung gesorgt, und mittlerweile auch schon wieder zurück gerudert.


UPDATE | 08.06.2023 / 09.00h

Twitch hat ein neues Statement veröffentlicht und rudert komplett zurück. Die angekündigten Änderungen werden vollumfänglich zurück gezogen und andere Wege gesucht. Man möchte den Creatorn keine Steine in den Weg legen.

Bezüglich des Kommentars, dass die Terms of Service dahingehend nicht angepasst worden sind, gibt es von Twitch auch ein Update: Das anpassen der ToS braucht immer ein bisschen länger, wird aber definitiv gemacht. Wird aber bis zu 3 Tage dauern.

Insgesamt sind aber noch weitere Kleinigkeiten passiert, so werden zum Beispiel neue Partnerverträge ausgehändigt, denen alle zustimmen müssen, ansonsten verlieren sie ihren Partnerstatus. Inhaltlich gibt es dort Passagen, dass man gleichbleibend viel Streamen muss und mit seiner Community interagieren muss. Außerdem eine Klausel zum Thema Geld, Steuer, und Gebühren, der viele verunsichert und suggeriert, dass hier noch weniger bei den Creatorn ankommt. Das ist aber noch nicht ganz klar.

Insgesamt ist die Situation gerade mehr als schwierig und undurchsichtig.


Neue Richtlinien für gesponsorte Inhalte

DAS es bereits Richtlinien gab, was und wie man Werbung auf Twitch machen durfte ist nicht neu, aber Twitch hat einiges neu formuliert und die Regeln verschärft: Hier findet ihr den Original-Artikel von Twitch

Das darfst du:

Das darfst du nicht mehr:

Und schauen wir uns einmal auf Twitch um, dann sehen wir das ein Großteil der Streamenden Logos eingeblendet hat und es im Rahmen von Kooperationen immer wieder zur Einblendung von Werbeclips kommt – bis jetzt.

Das mit dem der Einblendung von Logos ist in meinen Augen ein sehr großes Problem, denn es ist Bestandteil fast aller Kooperationen. Doch wieviel sind denn 3% des Bildschirms?

1:1 Logo = 249 x 249 Pixel

4:3 Logo = 288 x 216 Pixel

16:9 Logo = 332 x 187 Pixel

(Danke an DjSebMusic der mir die Zahlen zur Verfügung gestellt hat).

Für meinen Stream würde es so aussehen, wenn ich ein 1:1 Logo mit den Werten 249×249 einbinden würde.

Das ist natürlich viel zu klein und kein Werbepartner hat Interesse daran. Doch in meinem Bild gibt es vielleicht noch ein weiteres Problem.

Ich habe oben außerdem den Last Donator eingeblendet. Auch das könnte aufgrund des Verbotes von Display Anzeigen verboten sein. Denn für eine Donation ist eine Dienstleistung (in diesem Fall Alert und Anzeige des Namens im Stream) erbracht und das auch noch über einen Drittanbieter. Nimmt man die Definition genau, dürfte ich das auch nicht mehr.

Also, Logo-Einblendungen sind ein Problem, Werbeclips (zum Beispiel wenn Elgato ein neues Produkt rausbringt) sind verboten, Banner- und Displayanzeigen sind verboten und Audioanzeigen sind auch verboten. Damit sind die attraktivsten Wege Werbung auf der Plattform zu schalten erst einmal verboten. BUM!

Tragweite und Bedeutung

Wollen wir das Ganze erst einmal einordnen: Twitch stärkt damit seine Monopolstellung und versucht immer weiter Drittanbieter zu verbieten. Solche die Werbung auf die Plattform bringen, und an der Twitch nichts mitverdient, waren schon immer ein Dorn im Auge. Einige werden sich noch an Loots damals erinnern, auch die wurden verboten.

Warum ist das jetzt aber ein Problem, wenn Twitch sich dazwischen schaltet? Viele Creator haben mit Firmen Verträge, entweder direkt oder über ihr Management. Sie haben diese selbst ausgehandelt, eigene Bedingungen festgelegt und man ist irgendwo ja auch sein eigener Chef. Twitch möchte hier an der Stelle aber mitverdienen. Aktuell geht es ja auch schon über das Bountyboard, das Firmen dort Werbeclips oder Spiele als Sponsoring anbieten. Allerdings verdient man hier nur Prozentual, gemessen an den tatsächlichen Zuschauenden, und sind an dem Tag zu wenig da, kann es auch passieren, dass man trotz erbrachter Leistung nichts bekommt – Twitch übrigens schon. Und wieviel Twitch bekommt und wieviel wir bekommen, wissen wir auch nicht so recht.

Streamende haben in den letzten Jahren hart dafür gearbeitet, die Branche und auch die Plattform Twitch überhaupt für Werbende interessant zu machen. Immer wieder wurde klar gesagt, es ist wichtig sich von Subs (weil schwankende Zahlen und kein “sicheres” Einkommen) loszulösen und weitere Wege zu suchen, seine Selbstständigkeit aufzubauen. Hier kommen eben solche Werbeverträge zum tragen. Ein Großteil der Streamenden die ich kenne, beziehen ihr Haupteinkommen, oder zumindest einen großen Teil davon, durch Kooperationen mit Firmen. Mit den neuen Richtlinien wird dieses seit Jahren bestehende Konstrukt ins Wanken gebracht und viele Streamende werden hier finanziell ein Problem bekommen.

Jetzt kann man natürlich sagen: Naja aber das ist ja nicht Twitch Schuld, die können mit ihrer Plattform ja machen was sie wollen. Ja, natürlich können sie das. Aber die Plattform lebt ebenfalls davon, dass Streamer:innen auf ihrer Plattform sind, und dort Geld verdienen. Twitch bietet diese Möglichkeiten aktuell nicht ausreichend. Im Gegenteil, sie haben die Abo-Preise in den letzten Jahren gesenkt (Beitrag lokale Sub-Preise) und die Aufteilung 70:30 gekippt, sodass mit 50:50 sie die Plattform sind, bei der Creator am wenigsten verdienen. Hier seine Selbstständigkeit aufzubauen wird einfach immer unattraktiver.

Nicht nur das: Das Vertrauen in die Plattform sinkt, und selbst wenn neue Wege gefunden werden mit der Situation umzugehen, wird man sich nie der Willkür der Plattform sicher sein können, weil man nie weiß, was sie morgen machen.

Wie reagiert die Community?

Well, the queen is not amused!

Das Internet und die Community sind empört und vor den Kopf gestoßen. Viele schreien Boykott, oder drohen damit die Plattform zu verlassen. Große Streamende und Organisationen überdenken ihre Zukunft auf der Plattform.

Viele Streamende beginnen sich über das neue System lustig zu machen:

Video von NuttyLMAO
Video von PaladinAmber

Außerdem hat jemand eine Webseite online gestellt, mit der man sein Overlay hochladen kann und nachschauen kann, welche Größe Werbelogos zum Beispiel einnehmen können:

https://twitch-size.zusor.io/ – Hier wird einem direkt angezeigt, mit Prozenten, ob man das 3% Limit überschreitet oder nicht.

Weiteres Wissenswertes:

Ein Blick nach Links und Rechts zeigt, dass auch Youtube ähnliche Richtlinien zur Platzierung von Werbung hat, allerdings nicht in dieser Schärfe. Bei Youtube geht es nur um die sogenannten “Werbeclips” (Burned In Video-Ads). Twitch verbietet all diese Werbeformen, während sie selbst versuchen entsprechende Systeme zu etablieren. Es gibt Tests mit kompletten Overlays, mit Bannern, 1000x Wege Werbung zu schalten, etc.

Twitch hat aber an dem Tag noch mehr bekanntgegeben und für mehr Verägerung gesorgt:

Zeitgleich sind die Richtlinien zum Simulcasting angepasst worden:

Bisher galten diese Regelungen nur für Partner/Affiliates. Das ist angepasst worden und gilt jetzt für alle. Youtube ist direkte Konkurrenz, deswegen ist das simultane Streamen dort verboten, während TikTok weiterhin kein Problem darstellt.

Anscheinend hatte Twitch Angst, dass viele ihre Verträge kündigen und als “Normalos” auf mehreren Plattformen gleichzeitig streamen wollen. Doch damit nicht genug, für das Kündigen des aktuellen Vertrages fällt zukünftig eine Gebühr von 25$ an.

Und als wäre das nicht genug, kommt die Konkurrenz und nutzt das Momentum:

Es ist einfach verrückt, was am Dienstag alles passiert ist. Und am Ende des Tages reagiert Twitch aber noch, und rudert auf eine sehr merkwürdige Art und Weise zurück.

Im Laufe der Nacht hat es wohl noch ein Meeting gegeben, an dem unter anderem auch Twitch Ambassador teilgenommen haben und die Situation besprochen worden sein soll. Aktuell ist unklar, wie es weitergeht, ob die Regeln entschärft werden oder ob sie diese Agenda durchziehen.

Gerüchte besagen, dass Twitch hier nur ganz bestimmte Dienste verbieten wollte und weit über das Ziel hinausgeschossen ist. Im gleichen Atemzug habe ich gehört (habe selbst keine Bilder gesehen), dass Twitch an einem eigenen Banner und Donation Service arbeitet.

Außerdem wir darüber spekuliert, ob diese Regulierungen in der EU und speziell in Deutschland legal sind und so durchgehen würden. Ich selbst habe hier keine Ahnung und bin auf externe Experten angewiesen und werde schauen, ob ich da was zusammentragen kann.

So, und wenn ihr jetzt das Bedürfnis habt euch auszutauschen, dann kommt gerne ins DACH-Community Discord, dort gibt es seit gestern eine gemeinsame Diskussion und einen Austausch zu dem Thema. Einladungslink: https://discord.gg/r3rq6RA

In meiner aktuellen News Flash Podcast Folge habe ich in den ersten Minuten die ganzen Thematik versucht zusammenzufassen, falls sich das jemand anhören möchte:

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