Subtember 2021

Twitch Subtember 2021

Eigentlich schreibe ich immer zu Beginn des Twitch Subtembers einen Beitrag zu der aktuellen Situation und erkläre, wie es in diesem Jahr abläuft. Der Subtember 2021 ist bereits in vollem Gange, und ich werde auch nochmal kurz darauf eingehen, welche Aktion dieses Jahr läuft, aber ich möchte über mehr reden.

Zum Subtember 2021:

Der Subtember findet bereits zum fünften mal statt, und in den letzten Jahren hat das Potential dieser Aktion immer weiter abgenommen. Das heißt: Das Sparpotential oder die Aktion sind immer weniger oder langweiliger geworden.

Vom 02.09.2021 – 30.09.2021 erhaltet ihr 20% Rabatt auf alle neu abgeschlossenen Abonnements. Egal ob ihr schon einmal Subscriber auf einem Kanal gewesen seid oder nicht. Das Angebot gilt außerdem für Sub-Gifts.

Außerdem gibt es 20% Rabatt im Loot Crave (Merch Shop). Dazu müsst ihr einfach den Code “GrubHubSub” eingeben und erhaltet den Rabatt.

An sich ist das also kein besonderer Deal, wenn man bedenkt, dass es auch schon mal 50% Rabatt auf Abonnements gab! ABER: Seit kurzem sind die regionalen Sub-Preise aktiv. Somit kostet das Abonnement nur noch 3,99€ statt vorher 4,99€. Durch die 20% kostet ein Abonnement aktuell sogar nur 3,19€. Für die 3-Monats und 6-Monats Abonnements gilt der 20% Rabatt nicht! Ich denke, dass die geringeren Abo-Preise vor dem Subtember live gegangen sind, ist ein wichtiger Marketing-Move gewesen, und sorgt an vielen Orten zu massiv wachsenden Subzahlen. Außerdem sind die hausinternen Sub-Goals passenderweise mit freigeschaltet worden, und so kann man den Subtember in dieser Richtung noch viel besser nutzen.

Subtember Subathon Challenge

In den USA wurde die Aktion sogar noch ausgeweitet, bzw. mit einer weiteren Aktion kombiniert: Die Twitch Subtember Subathon Challenge. Twitch hat im Voraus Emails an amerikanische Streamer:innen rausgeschickt und sie zu dieser Challenge eingeladen. Auch wenn das Ganze eine Massenemail war, so war die Anzahl der Teilnehmer:innen (Partner:innen und Affiliates) auf 500 beschränkt. Wer dabei war musste dann nur noch Subs generieren – je mehr, desto besser. Denn: Je mehr Subs man generiert, desto höher ist die Belohnung, die man sich am Ende von Twitch aussuchen darf.

100 Subs: Twitch Fanny Pack + 25$ Geschenkkarte oder Ringlicht
250 Subs: Twitch Tasse, Strohhalme + 100$ Geschenkkarte oder Triangle Licht Panele oder Keyboard Controller
500 Subs: Twitch Charcoal Fanny Pack, Beige Bucket Hut, 100$ Geschenkkarter ODER Hexagon Licht Panele ODER Nintendo Switch Lite + Ring Licht
1000 Subs: Twitch Charcoal Summit, Strohhalme, Beige Hut, 200$ Geschenkkarte ODER JBL Wireless Kopfhörer, Keyboard Controller und Ringlicht ODER Nintendo Switch + Apple TV 4K 2nd Gen
1500 Subs: Twitch Light Up Mousepad, 2 Tassen, 350$ Geschenkkarte + 350$ Amazon Geschenkkarte, ODER Shure Podcast Mikrofon, JBL Wireless Kopfhörer und Green Screen mit Ständer, ODER Audio Technica On-Ear Studio Headset + Audio Technica Mikrofon
2000 Subs: Twitch Black Utility Rucksack, 500$ Twitch Geschenkkarte und 500$ Amazon Geschenkkarte ODER Beats by Dre Wireless On-Ear Kopfhörer + Beats Flex Bundle, Apple 4k TV, Mikrophone und HD Streaming Kamera Bundle, Green Screen ODER Beats by Dre Wireless On-Ear Kopfhörer + Beats Flex Bundle, Apple 4k TV, Keyboard Controller + Shure Podcast Mikrophone
5000 Subs: Twitch Black Utility Rucksack, 1000$ Twitch Geschenkkarte, 1000$ Amazon Geschenkkarte , 2 Tasse, Hut, Light Up Mousepad, Lila Picknickdecke, Strohhalme ODER Beats by Dre Wireless On-Ear Kopfhörer & Beats Flex Bundle, Apple 4K TV, Microphone und HD Streaming Camera Bundle, Nintendo Switch, Green Screen, Ring Licht, Hexagon Licht Panele, Triangle Licht Panele, Keyboard Controller, 200$ Twitch Geschenkkarte und 200$ Amazon Geschenkkarte.

Diese Challenge läuft erstmalig in den USA und ist quasi ein Testmodell für weitere Aktionen (auch außerhalb der USA). Twitch selbst möchte natürlich in dieser Zeit so viele Neukunden generieren wie möglich, das ist Sinn der Sache, wie bei jeder anderen Firma, jedem Sale auch. Mit besonderen Angeboten werden Kund:innen angelockt.

Subtember in Deutschland

Und auch in diesem Jahr nutzen Streamer:innen diese Zeit um besondere Aktionen zu bewerben, Sub-Goals zu erreichen und möglichst viel aus dieser Zeit heraus zu holen. Und jedes Jahr aus neue sind Leute überrascht, dass das so ist. Schaut man sich aktuell auf Twitch um, liest man bereits in vielen Titeln, dass Subtember ist. In Streams gibt es Goals, oder bei erreichen von bestimmten Goals werden Special-Streams versprochen, oder oder oder. Das ist nicht neu, und das ist auch nicht verwunderlich. Immer wieder lese ich, dass Streamer:innen sich verkaufen und alles tun für Geld. Und immer wieder denke ich mir: Wann verstehst du endlich, dass Twitch mittlerweile ein Geschäft ist, und kein Hobby mehr. Also zumindest für viele. Auch für die, die es nur als Hobby machen. Die wirklich niemals davon leben wollen. Wer Affiliate und Donations auf seinem Kanal aktiv hat, hat zumindest den finanziellen Aspekt im Auge. Und bei vielen – auch wenn sie sagen es ist wirklich nur ihr Hobby – ist oft der Wunsch da, vielleicht ja irgendwann doch den Durchbruch zu schaffen und davon leben zu können. Und das ist überhaupt nicht schlimm. Das ist nichts wofür man sich schämen muss. Der Amateur Fußballer hofft ja vielleicht auch, doch noch irgendwann entdeckt zu werden. Das Streamer:innen also eine solche Rabattaktion nutzen um Profit daraus zu schlagen ist für mich nicht verwunderlich, vor allem nicht für diejenigen, die von Twitch leben. Es ist ihr Job, ihr Business, ihre Marke.

Spannend wird es aber vor allem, wenn es auf einzelnen Kanälen etwas zu eskalieren scheint. In diesem Jahr habe ich sogar private Nachrichten erhalten “OMG HAST DU GESEHEN WAS DA ABGEHT?” und solche Tweets gelesen:

“Was in die weibliche deutsche DJ Szene auf Twitch an Geld reingepummt wird ist einfach anders heftig.

Holy Shit. Be right back, Turn Tables kaufen.”

Auch wenn im zweiten Tweet geschrieben wird, dass man es ihnen gönnt und sie sich den Arsch aufreißen, frage ich mich wie es zu dem ersten Tweet kommt. Der ist übrigens nur stellvertretend für die vielen Kommentare, die es zu diesem Thema gibt.

Kurz zum Verständnis: In dem Tweet geht es unter anderem um die Streamerin Sintica, die seit Jahren als DJ auf Twitch aktiv ist und ~2900 Zuschauer:innen im Schnitt hat. Fast täglich legt sie im Stream auf. Zwischendrin gibt es Gameplay, IRL Streams oder Just Chatting. Ihre Subscriber-Zahlen haben in den letzten Jahren immer stark geschwankt. Während sie “normalerweise” irgendwo bei 2000-5000 Subs ist, gibt es immer wieder Höhepunkte, bei denen Tausende von Subs auf ihrem Kanal verschenkt werden. Aktuell steht sie kurz vor 50.000 Subscribern.

Diese Explosion ist verblüffend, unglaublich und kaum zu erklären. Bei Tweets wie denen oben lese ich vor allem eins raus: Neid. Ich könnte mich ja auch einfach hinstellen, bisschen rumzappeln, Musik auflegen und danach könnte ich in 100€ Scheinen baden – weil ist ja alles so easy und leicht verdientes Geld. Und unverdient ist es doch auch, für das Bisschen was sie macht. Die Beitragerstellerin mag das vielleicht gar nicht so gemeint haben, wie gesagt relativiert sie das im nächsten Tweet, aber der erste Tweet ist einfach abwertend. Dabei ist Sinticas Kanal ein gutes Beispiel dafür, wie es laufen kann: Sie hat bereits vor Twitch als DJ gearbeitet, kennt die Szene, die Clubs, die Musik und die Menschen. Sie streamt knapp 200 Stunden im Monat, ist fast täglich live und bietet Content, der über die deutschen Landesgrenzen hinaus funktioniert, denn Musik kennt keine Sprache. Abgesehen davon legt sie nicht einfach nur auf, sondern bietet eine Show, jeden Tag aufs Neue. Es ist eben mehr als das einfache Gameplay, dass es jeden Tag tausendfach auf Twitch zu sehen gibt. Ihre Inhalte kann man super neben der Arbeit konsumieren, weil Radio läuft eh bei den meisten. Über die Jahre hat sie ihren Kanal aufgebaut, sich einen Namen gemacht und eine Marke aufgebaut. Sind 50.000 Subs deswegen zu erklären oder gerechtfertigt? Keine Ahnung, aber ich weiß auch nicht ob Christiano Ronaldo wirklich soviel verdienen sollte. Natürlich ist das verdammt viel Geld, aber das kommt nicht von irgendwo. Die “Stars” der Szene verdienen oft überdurchschnittlich viel oder erhalten Sponsorings, von denen andere nur träumen können. In diesem Fall ist es aber so, dass die Zuschauer:innen entscheiden, welchen Content sie mit Geld entlohnen. “jA aBeR dAs sInD jA nUr eIn pAaR fAnBoYs dIe dA GeLd rEiNpUmPen” – ja, so wie sich Fans teure Trikots und Eintrittskarten kaufen, 5x Titanic im Kino gesehen haben, oder sich teure Sammelfiguren zur ihren liebsten Actionfiguren kaufen. Die Zuschauer:innen entscheiden wofür und für wen sie ihr Geld ausgeben wollen – und das ist etwas, dass man nicht immer nachvollziehen kann. Weil man in der falschen Position ist. Ich frag mich auch ganz oft, wie manche Personen es geschafft haben so groß zu werden, und gänzlich verstehen werde ich es nie, aber: Sie treffen einen Punkt bei den Zuschauer:innen, den ich nicht erreiche und wahrscheinlich nie werde. Und ich kann von meinem Content weiterhin denken, dass er noch so gut sei, am Ende entscheide nicht ich das. Und in dem Fall von Sintica passiert dieser enorme Anstieg, ganz ohne “Anreize”, wie Subathon, neue Haarfarbe, Special Stream oder ähnlichem.

Ausschnitt aus dem Livestream am 18.09.2021 | twitch.tv/sintica

In vielen Köpfen ist das Streamen immer noch keine richtige Arbeit, kein richtiger Job, mit dem man seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Und diejenigen die davon leben können, die müssen gar nichts dafür tun. Das hat man früher auch über Youtube gesagt und heute ist es ein unfassbar großes Business geworden. Twitch ist an diesem Punkt mittlerweile auch angekommen. Ja, Streamen kann ein richtiger Job sein, und er kann auch Arbeit sein. Und das Streamer:innen über die Jahre ihr Geschäft vergrößern wollen und Gewinne erzielen wollen ist selbstverständlich. Eine solche Marketingaktion wie der Subtember ist da eben ein guter Anlass besondere Aktionen zu starten. Oft sind es aber nicht die großen Streamer:innen, die das machen, sondern Mittelgroße bis Kleine. Und gerade durch die neuen Sub-Preise gilt es zusätzlich Defizite zu erwirtschaften. Und wie viele Leute, OBWOHL DAS STREAMEN JA NUR EIN HOBBY IST(!!!1111!!11), plötzlich im Titel !Subtember oder !Subathon stehen haben und Goals im Stream einblenden, zeigt nur, dass viele diesen Traum gerne leben wollen oder zumindest gerne ein nettes Taschengeld neben dem eigentlichen Job dazu verdienen wollen. Und das ist vollkommen ok. Es nervt nur, wenn alle so tun, als würden sie es ja nur zum Spaß machen. Man kann auch Spaß haben und Geld damit verdienen. Das ist überhaupt kein Problem.

Natürlich ist nicht jeder Subathon oder jedes Subgoal aktuell auf den Subtember abgestimmt, einige nutzen diese Aktionen regelmäßig in ihren Streams, und auch das ist vollkommen ok. Jedes Unternehmen gibt mal Rabattaktionen, 2für3 Aktionen oder haut kleine Geschenke raus. Und als das müssen wir monetarisierte Streams zu teilen eben auch sehen: Unternehmen, Firmen, Marken. Egal wie klein Streamer:innen sind.

Eine Frage bleibt aber: Ab wann verkaufen sich Streamer:innen? Ich denke, dass muss jeder grundsätzlich für sich selbst bewerten, denn moralische Vorstellungen gehen doch weit auseinander. Ich denke aber, dass der Satz “Würde alles für Geld tun” – für mich ein verkaufen ist. Jedes Sponsoring annehmen, jedes Produkt verkaufen, jede Seite bewerben, alles in die Kamera halten und auch die peinlichsten Dinge tun, nur damit Zuschauer:innen Geld im Stream lassen. Heute lästert man über Firma XY und morgen, wenn die Summe stimmt, schickt sie einem auf einmal die Lieblingsprodukte zu. Auch wenn Produkte/Services beworben werden, die überhaupt nicht zur Person passen, oder die sie selbst nicht konsumieren. Auch hier habe ich festgestellt, je kleiner der Kanal, um so bereitwilliger werden Chancen Geld zu verdienen angenommen. Oft ist die Auswahl an Sponsorings im kleinen bis mittleren Bereich eben sehr gering und so nimmt man lieber Sponsorings an, für die nur das halbe Herz schlägt, als gar kein Geld zu verdienen. Hier muss man denke ich für sich selbst von vornherein klären, was man möchte, und was nicht.

Ich denke in den nächsten Jahren werden wir weiterhin sehen, dass die Möglichkeiten im Internet Geld zu verdienen wachsen und zunehmen. Ich weiß, viele sind vom klassischen TV weg, weil sie keine Werbung mehr sehen wollten, und dann wurde Youtube damit überrannt, und jetzt auch Twitch. Aber am Ende des Tages wird das überall so sein, denn kostenloses Content kann für Zuschauer:innen nur kostenlos sein, wenn auf anderen Wegen Geld generiert wird: Durch Werbung oder Sponsorings. Und Content Creator:innen können nur Vollzeit davon leben, wenn Geld reinkommt. Zum Teil durch die Community (wie Besucher im Kino, Theater, usw), oder eben durch Sponsorings. Nur die Art wie das Ganze funktioniert hat sich geändert, denn es ist nicht mehr in linearen Werbeblöcken. Der Subtember ist schlicht eine Marketingaktion von Twitch, die Streamer:innen als Instrument nutzen. Das bei einigen die Zahlen durch die Decke gehen, werden wir immer wieder sehen, und es wird immer wieder verblüffend sein.

Schaut doch mal bei euren Lieblingsstreamer:innen auf die Zahlen, wie diese sich in diesem Monat verändern. Bei vielen sind die Zahlen stark gestiegen (zumindest bei denen ich zuschaue). Oft wünscht man diesen Erfolg und das Geld nur den Streamer:innen, die man selbst regelmäßig konsumiert, weil man es ihnen am meisten gönnt, bei allen anderen ist das unverdient.

Natürlich ist dieser Beitrag an einigen Stellen sehr überspitzt und scharf im Ton. Und natürlich trifft der Beitrag nicht auf jeden Einzelnen auf Twitch zu.

Quellen: Subathon2021 | CreatorHype | Twitter: Zach Bussey |

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